Einem herrlichen Sangiovese sei Dank, dass wir über einen italienischen Wein ins Schwärmen geraten. Der tiefe warme Geschmack ließ uns sogar den Temperatureinbruch Münchens vergessen.
Der Primitivo Silentium hatte uns 2015 an das Blut des Holofernes erinnert, als Judith in köpfte. Mit dem Sangiovese – einer weiteren wichtigen Rebsorte Italiens – holten wir uns dieses mal das Blut einer Gottheit ins Glas: Sangio Juves, das Blut des Jupiter.
Unser „Ser Passo“ 2014 vom Weingut Barbanera zeigt sich mit einem undurchsichtigen Rot-Braun im Glas und erinnert uns an Pflaumenmus, das noch frisch dampfend in Marmeladengläser abgefüllt wird. Ebenso steigt er uns mit Gewürzen, Trockenobst, dunklen Früchten und vor allem Pflaumen und, ganz typisch, Sauerkirschen verführerisch in die Nase. Eine ähnliche Geschmackswelt entfaltet sich bereits nach einem kleinen Schluck in unseren Mündern. Noch mehr Tiefgang bringen Noten von Schokolade, die reifen schwarzen Kirschen zerplatzen süß auf der Zunge. Ein samtiger mittellanger Abgang rundet den vollen Körper dieses wunderbaren Rotweins ab. Für uns eine ganz klare Kaufempfehlung, die jedoch mit Freunden an einem Abend genossen werden sollte. Jupiter lässt nicht gerne auf sich warten.
Der Sangiovese ist ein Paradestück der Toskana. Als göttliche Diva mag er sonnige und heiße Sommer und entwickelt bei länger dauernden Regenperioden unangenehme Säurenuancen. Bekommt er, was er will, entfaltet er bei Vollreife ein schönes intensives Rubinrot, vollmundigen Charakter mit Sauerkirschen und einen pflaumigen Abgang. Für diejenigen, denen der Cabernet Sauvignon zu massiv und kräftig ist, bietet der Sangiovese eine elegante Alternative.